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230 Jahre Warjasch
Die Traditionen der Banater Schwaben von den alten Dorfbewohnern zu sammeln, sie wieder zu beleben und der jetzigen Gemeindebevölkerung vorzuzeigen. Das nahm sich vor 4 Jahren die damalige Kulturreferentin der Temescher Gemeinde Warjasch Monica Lazea vor und gründete eine kleine Jugendtanzgruppe, die Warjascher Spatzen. Gemeinsam mit dem aus Deutschland zurückgekehrten Tanzpädagogen Hansi Müller gelang ihnen seither auch Einiges in der Ortschaft, in der nur noch wenige Deutsche in gemischten Familien leben. Doch die bisher größte Herausforderung war die Veranstaltung des Festes zum 230-jährigen Bestehen der Gemeinde.
Warjasch wurde 1786 infolge der Kolonisierung der Region mit deutscher Bevölkerung nach der Befreiung des Banats von den Osmanen durch die Habsburger gegründet. Die Gemeinde wurde schnell zu einem der wichtigsten Zentren der Region. Sie verfügte über eine 5-jährige Schulausbildung und drei parallele Klassenzüge mit Unterricht in deutscher Sprache. Mehr noch, die banatschwäbische Blaskapelle aus Warjasch gewann 1882 den 2. Platz eines in Wien organisierten Wettbewerbs. Und aus Warjasch stammen die Großeltern, des in Freidorf bei Temeswar gebürtigen amerikanischen Schauspielers Jonny Weismüller, der in Hollywood den Tarzan darstellte. Vielleicht deswegen juchst man auch heute noch in Warjasch zum Kirchweihfest.
Mit Blasmusik und banatschwäbischen Trachten ging es am Sonntag durch die Straßen der Gemeinde los. Die Warjascher Spatzen erhielten Verstärkung seitens der deutschen Tanzgruppen aus Detta, Billed und Hatzfeld aber auch seitens der donauschwäbischen Trachtengruppe Freising aus Deutschland. Die musikalische Begleitung wurde von der Temeswarer Kapelle Pro Amicitia gesichert. Der Trachtenzug hielt an der orthodoxen Kirche, am Rathaus und an mehreren Familien der Jugendlichen an, wobei die jeweiligen Gastgeber zum Fest mit einem geschmückten Apfel eingeladen und die Teilnehmer mit Gebäck und Getränken bewirtet wurden.
Gegen Mittag kam der Trachtenzug zur katholischen Ortskirche, wo Pfarrer Attila Kozovits aus Perjamosch einen Festgottesdienst zelebrierte. Die römisch-katholische Kirche aus Warjasch ist dem Heiligen Laszlo, König von Ungarn geweiht. Die deutsche Gemeinschaft feierte früher jedoch das Kirchweihfest zu Mariä Geburt.
Nach dem Gottesdienst zogen die Trachtenpaare ins Kulturhaus. Die Mittagspause war eine gute Gelegenheit mit den vielen Leuten ins Gespräch zu kommen. Sein erstes Kirchweifhest im Banat erlebte in Warjasch der neue Vizekonsul der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar, Frank Ufgen. Das Fest war eine gute Gelegenheit für die Nachkommen der Banater Schwaben aus Deutschland, die Traditionen ihrer Vorfahren in der alten Heimat zu erleben. Auch für mehrere inzwischen nach Deutschland ausgewanderten Landsleute war das Fest ein Grund zur Wiederkehr in die alte Haimat. Für Dacian Ianc war das die bereits 2. Neuauflage des Kirchweihfestes in Warjasch.
Das Fest ging am Nachmittag weiter. Die Jugendlichen marschierten mit Blasmusik wieder durch die Gemeinde. Diesmal wurden die beiden Vortänzer von zu Hause abgeholt. Hedwig Dohinca ersteigerte im vergangenen Jahr den Kirchweihstrauß für ihren Neffen Alexandru. Mehr noch, die Großmutter spendete den Warjascher Spatzen die Kirchweihtracht, die sie vor vielen Jahren als junges Mädchen trug.
Nachdem beide Vortänzer abgeholt wurden, kam der Trachtenzug vor dem Kulturhaus, wo der Kirchweihbaum aufgestellt war. Als erstes sprach der erste Geldherr den Kirchweihspruch. Das Tuch gewann Erwin aus Deutschland und den Hut Gerhart aus Detta, während den Strauß diesmal Paul von den Warjascher Spatzen ersteigerte und Madalina schenkte. Sie bilden somit das erste Paar beim Kirchweihfest im nächsten Jahr. Die teilnehmenden Trachtengruppen boten dannach ein buntes Kulturprogramm. Das Fest in Warjasch klang mit einem Kirchweihball aus. Für gute Stimmung wurde das Schlagerduo Ewald und Pedro aus Deutschland engagiert.
Fotoarchiv
Fotos: der Verfasser
Adrian Ardelean, Warjasch, 21.08.2016