Leutselig, informiert und einfühlsam Mrz30

Media

Share

Leutselig, informiert und einfühlsam

Erinnerungen an Leopold Guggenberger

Am 22. Februar dieses Jahres starb der langjährige Bürgermeister von Klagenfurt, Mag. Leopold Guggenberger, der Initiator und Begründer der Städtepartnerschaft mit Hermannstadt. Knapp 27 Jahre zuvor, am 17. Februar 1990 war er persönlich nach Hermannstadt gekommen, um die Partnerschaft anzubieten, nachdem Dr. Erich Lindner, Chef der Präsidialabteilung des Magistrats am 24. Dezember 1989 Kontakt mit dem damaligen Bischof D. Albert Klein aufgenommen hatte. Guggenberger befand sich an der Spitze eines Hilfskonvois, der unter der Losung Klagenfurt grüßt Hermannstadt“ stand und erklärte der Hermannstädter Zeitung: Hilfe leisten ist sehr schön, aber wir wollen der zukünftigen Stadtverwaltung weiter helfen. Wir wollen den Hermannstädter die Hand geben, um sie zurück nach Europa zu bringen“. Der damalige Stadtpfarrer Wolfgang H. Rehner erinnert sich:

Er war ein verdienter Mann, reich an Initiativen und an persönlicher Ausstrahlung, der sich für Frieden und Völkerverständigung einsetzte.  Diese seine politische Intention kam auch in den zahlreichen Städtepartnerschaften zum Ausdruck, die er begründete und die weiter bestehen. Unter diesen finden wir nicht nur das altösterreichische, heute ukrainische Czernowitz und das polnische Rzeszów, sondern auch das israelische Nazareth-Illit und Duschanbe, die Hauptstadt von Tadschikistan. „Städtepartnerschaften tragen zum Abbau von Vorurteilen bei“, urteilt die gegenwärtige Bürgermeisterin von Klagenfurt und spricht ihrem Vorgänger dadurch ihre Anerkennung aus. Mag. Leopold Guggenberger verstand es leutselig, aber zugleich auch gut informiert und einfühlsam Kontakte zu knüpfen und dadurch Brücken zu schlagen über Klüfte, die zwei Weltkriege zwischen Menschen und Völkern aufgerissen haben. Durch diese Tätigkeit vermehrte er den Ruf seiner Stadt über die Grenzen Österreichs hinweg und diente letztlich dem Frieden in Europa und der Welt.

Bürgermeister Leopold Guggenberger war noch nie in Hermannstadt gewesen, als er im Dezember 1989 im Fernsehen aufregende Bilder des Umbruchs aus Temeswar, Bukarest und Hermannstadt sah. Er war wie in jenen Tagen alle Leute von den revolutionären Ereignissen in Rumänien bewegt, zugleich sprach ihn aber auch das Bild der Altstadt von Hermannstadt an: der große Ring, die Sagstiege und die Stadtpfarrkirche mit dem hohen Turm und den Giebeln an der Südfassade. Schnell fasste er den Entschluss, diese Stadt zu besuchen und neue Verbindungen zu knüpfen. Mitte Februar 1990 kam er persönlich mit einem Laster voll Hilfsgütern und meldete sich beim evangelischen Pfarramt, wo er zu seiner Genugtuung erfuhr, dass die Güter an die ganze Bevölkerung verteilt werden. Damit gab er sich jedoch nicht zufrieden, sondern äußerte den Wunsch, mit der Leitung der Stadt Fühlung zu nehmen. Nun gab es zu jener Zeit nur einen provisorischen Bürgermeister und einen provisorischen Stadtrat, dessen Mitglied der evangelische Stadtpfarrer war. So gingen die Beiden gemeinsam in die Schewisgasse, wo sie den provisorischen Bürgermeister Motea fanden und knüpften die ersten Verbindungen zur Städtepartnerschaft. Danach interessierte sich Guggenberger auch für die Landler. Im folgenden Sommer vermittelte er zwei Mädchen aus Großpold Freiplätze an einer Ackerbauschule in Klagenfurt und besuchte zusammen mit Motea und dem evangelischen Stadtpfarrer zwei Landwirtschaftsbetriebe, weil er auch zur Privatisierung der Landwirtschaft mithelfen wollte. Nebenbei sei erwähnt, dass er den Gästen anschließend auch das Bürgermeisteramt vorführte und die Stadt zeigte, samt dem „Minimundus“, das ist ein  Freilichtmuseum mit maßstabgerechten Kleinmodellen der weltweit wichtigsten Gebäude. Zwischendurch erzählte er sehr lebendig von der jüngst festgeschriebenen Städtepartnerschaft mit der ungarischen Stadt Zalaegerszeg, die auf Kontakte aus  den 1980er Jahren zurückging und von der Partnerschaft mit Nova Gorica/Slowenien. Auch in den folgenden Jahren richtete Bürgermeister Guggenberger sein Augenmerk auf die Aufrechterhaltung und Festigung der Partnerschaften. Im Jahr 1995 war er gemeinsam mit dem damaligen Landeshauptmann von Kärnten in Großpold und es kam zur Gründung der Landlerhilfe.

Fragen wir nun danach, was aus all diesen Bemühungen geworden ist, so können wir getrost feststellen, dass die Städtepartnerschaft bei der Bürgermeisterin von Klagenfurt, Frau Dr. Maria-Luise Mathiaschitz und unserer Bürgermeisterin Frau Astrid Fodor in guten Händen ist. Hinzu kam die lebendige Partnerschaft zwischen der Evangelischen Kirchengemeinde A.B. Hermannstadt und der Evangelischen Pfarrgemeinde Klagenfurt Johanneskirche, für die Herr Kurator Mag. Udo Puschnig in besonderer Weise Sorge trägt. Ebenso wird die Kärntner Landlerhilfe durch Obmann Franz Wiedermann aktiv weitergeführt.

Rückblickend noch einige Daten:

Mag. Leopold Guggenberger wurde am 8. September 1918 in Tullnerbach/Niederösterreich geboren. 1973 wurde er als Kandidat der Österreichischen Volkspartei in das Amt des Bürgermeisters von Klagenfurt gewählt. Es ist bemerkenswert, dass er dieses Amt 24 Jahre lang ohne Unterbrechung durch mehrere Wiederwahlen behalten konnte. Danach, im April 1997, verzichtete er auf eine erneute Kandidatur, da er sich schon im 79. Lebensjahr befand. Seine erste Frau, die ihn mit einer frohen Kinderschar umgeben hatte, starb im Jahr 1979 durch einen tragischen Unfall. Zwei Jahre danach heiratete er seine zweite Frau, Irmgard, die ihn in seinen fortgeschrittenen Jahren treu besorgte. Vor zehn Jahren, es war im November 2007, als meine Frau und ich in Klagenfurt waren, fuhren wir gemeinsam mit dem Ehepaar Guggenberger an den Wörthersee. Diese Begegnung haben wir in bester Erinnerung.

Nun ist Mag. Leopold Guggenberger nach längerem Leiden gestorben, nachdem er vor einem halben Jahr das 98. Lebensjahr erfüllt hatte. Wir Hermannstädter teilen den Schmerz seiner Frau Irmgard Guggenberger und wollen ihm ein ehrenvolles Gedächtnis bewahren. Friede sei mit ihm.

Wolfgang H. REHNER