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Banatschwäbisches Kirchweihfest in Lippa – 25 Jahre nach dem Exodus
In der Arader Kleinstadt Lippa wurde am vergangenen Samstag zum ersten Mal nach 25 Jahren wieder das deutsche Kirchweihfest veranstaltet. Die deutsche Kirchengemeinde feierte 300 Jahre seit ihrer Gündung während es die örtliche römisch-katholische Kirche seit 690 Jahren gibt. Für die kleine noch hiergebliebene deutsche Gemeinschaft war das ein Erlebnius besonderer Art. Ein Beitrag von Adrian Ardelean:
Die Glocken der katholischen Kirche in Lippa am linken Maroschufer verkünden das besondere Fest. 300 Jahre ist es her, seitdem nach der Vertreibung der Osmanen durch die Habsburger die römisch-katholische Kirchengemeinde wieder aufgebaut wurde. Kirchweih feierte die deutsche Gemeinde letztes Mal gleich nach der Wende. Dannach wanderten die meisten Gemeindemitglieder nach Deutschland aus. Nun aber ist es wieder soweit. Junge Tanzpaare in banatschwäbischen Trachten versammeln sich im Pfarrhof. Es sind Jugendliche der Tanzgruppen Warjascher Spatzen und Banat-JA Arad. Und die ersten beiden Trachten sind sogar die traditionellen Kirchweihtrachten aus Lippa.
Die Blaskapelle Nadlacanka spielt auf und es wird zum Stadtzentrum marschiert. Halt wird beim türkischen Basar gemacht – eine der letzten Spuren der ehemaligen osmanischen Herrschaft. Die Jugendlichen erinnern durch ihre Tänze an die Kultur des habsburgischen Kaiserreichs: Sieger und Besiegte werden symbolisch erneut gegeneinander gestellt. Doch all das ist Geschichte, denn keine der beiden damaligen Seiten zählt zu den gegenwärtigen Siegern. Es ist aber dennoch ein Tag der Erinnerung und der Freude. Die Jugendlichen tragen stolz ihre schönen Trachten und werden von den Schaulustigen bewundert. Getanzt wird an allen Straßenkreuzungen bis man zurück bei der Kirche ankommt.
Den Festgottesdienst zelebrieren mehrere Gestliche aus verschiedenen Orten des Banats, wobei Hauptzelebrant Pfarrer Sebastian Mirciov aus Vinga ist. Die katholische Kirche in Lippa ist dem Heiligen Johannes Nepomuk geweiht, ein Geistlicher, der im 14. Jahrhundert lebte und vom damaligen böhmischen König hingerichtet wurde, weil er das Geheimnis der Beichte nicht verraten wollte. Dem Hauptzelebrant aus Vinga und dem Ortsffarrer Valentin Macedon Hitichasch gesellen sich Priester aus Maria Radna, Ghioroc, Fatschet und Bokschan, die gemeinsam den Festgottesdient konzelebrierten.
Nach dem Gottesdienst spielt die Kapelle vor der Kirche und die Trachtenpaare fangen sich in den Rheigen. Die Unterhaltung wird im Pfarrhof fortgesetzt. Die Trachtengruppen bieten ein Kulturprogramm und die Teilnehmer unterhalten sich beim Essen und Trinken. Eine gute Gelegenheit dafür, die guten alten Zeiten revue passieren zu lassen. Das Fest sollte nur eine Anknüpfung an die alten schwäbischen Ortsbräuche sein. Die Lippaer Kirchweih muss in den kommenden Jahren wachsen und ihren neuen Besuchern stets Überraschungen bieten, sind die Veranstalter der Meinung.