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Kontrovers: Wenn der Bürgermeister schweigt…
„Geehrter Herr Bürgermeister, wenige Tage vor Beginn der neuen Fußballsaison möchte ich einige Fragen an Sie richten. Welchen Platz peilt die Fußballmannschaft ACS Poli Temeswar in der neuen Meisterschaft an? Da einige der Neuverpflichtungen mittlerweile gar das 30. Lebensjahr überschritten haben, sind diese Spieler danach kaum noch weiter zu verkaufen. Wie sehen Sie eine solche Transferpolitik? Wie schätzen Sie die Regierungsverordnung 38/2017 zur Änderung des Sportgesetzes 69/ 2000 ein? Kann diese wahrhaftig als sinnvoll für den Sport betrachtet werden? Sind damit die Unklarheiten beseitigt, was die Finanzierung der Sportvereine durch die Kommunalverwaltungen angeht?“
Es war der 4. Juli, als die Banater Zeitung diese Fragen an den Temeswarer Bürgermeister Nicolae Robu richtete. Die Saison hat inzwischen begonnen und eine Antwort lag auch gestern Vormittag bei Redaktionsschluss nicht vor. Dabei hätte gerade jetzt eine Aufklärung gut getan, denn noch immer ist ACS Poli nicht als Nachfolgeverein der ehemals extrem beliebten Studentenmannschaft anerkannt und noch immer tun sich Fragen nach der Finanzierung auf. Ein unklares Gesetz, zur Finanzierung der Sportvereine, ein Rückgang des Interesses aus der breiten Masse, aber auch fehlende Managementstrategien in den Vereinen sind heute die Mankos im rumänischen Sport.
Trotz neuem Sportgesetz könnte es beim Temeswarer Verein kontroverser kaum zugehen. Die Euphorie war enorm nachdem die Mannschaft unter prekären Voraussetzungen – einen Saisonstart mit 14 Minuspunkten hatte es bisher noch nie gegeben – den Klassenerhalt geschafft hatten. Dazu andauernd eine extrem schlechte Finanzlage. Verpflichtet wurden in den letzten Wochen einige Spieler, die sich einen Namen im rumänischen Fußball gemacht haben, doch wer einmal die 30-Jahr-Grenze überschritten hat, der könnte zu seinem letzten Profiverein gewechselt sein. Gewinnbringend einen solchen Kicker abgeben, ist nach Ablauf der Vertrags kaum machbar.
Laut Trainer Ionut Popa sind die Teammitglieder seit Februar nicht mehr bezahlt. Ob das nun Spätfolgen eines Ex-Sportgesetzes sind, einem schwachem Management oder einem generell gültigen Phänomen zuzuschreiben ist, das den rumänischen Sport gefangen hält, das hätten wir – zumindest teilweise – gerne aus der Stellungnahme des Bürgermeisters erfahren. Ja, hätte der nicht unsere Leser, wohl auch einen Teil seiner Wähler und nicht zuletzt die Bürger der Stadt ignoriert. Vielleicht hat er auch ein (Schein)Alibi indem er einfach keine schlüssigen Antworten auf Lager hat.
Siegfried Thiel